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KRISHNA-BEWUSSTSEIN
EINE JAHRTAUSENDE ALTE TRADITION

KRISHNA-BEWUSSTSEIN IN DER PRAXIS

Die vedischen Schriften sind an keine bestimmte Religion gebunden, sondern weisen den Menschen einen universalen Weg zu Gott. Auf diesem Weg gibt es viele Stufen des Fortschritts: angefangen beim Vermindern und Überwinden von schlechten Gewohnheiten, über den Schritt zur vegetarischen Ernährung und das Studium der vedischen Schriften bis hin zu Mantra-Meditation und Gottesbewusstsein (Bhakti-Yoga). Die Krishna-Geweihten vermitteln den Menschen umfassendes Wissen über Bhakti-Yoga , und jeder kann auf der Stufe beginnen, die seiner individuellen Situation entspricht.

„Auf diesem Pfad gibt es weder Verlust noch Minderung, und schon ein wenig Fortschritt kann einen vor der grössten Gefahr bewahren.“

Bhagavad-gita, Kapitel 2, Vers 40

PRAKTISCHE SCHRITTE IM ALLTAG

Krishna-Bewusstsein bedeutet eine innere Einstellung der Liebe und Hingabe zu Gott, die in der Konsequenz auch die äusseren Handlungen des Alltags harmonisiert. Barmherzigkeit, Sinnesbeherrschung, Wahrhaftigkeit und Reinheit sind die vier Säulen des spirituellen Lebens. Man kann diese vier Tugenden fördern, indem man von jenen Gewohnheiten Abstand nimmt, die ihnen entgegengesetzt sind.

4 SÄULEN

DES SPIRITUELLEN LEBENS

1. DAYA

BARMHERZIGKEIT

Das Töten von Tieren ist mit dem Prinzip der Barmherzigkeit nicht vereinbar, und deshalb empfehlen die Veden dem Menschen die vegetarische Lebensweise.

Wer Bhakti-Yoga ausführt, nimmt nur Speisen zu sich, die Gott geweiht sind. Solche geweihten Speisen werden im Sanskrit prasadam („die Barmherzigkeit Gottes“) genannt. Die Bhagavad-gita erklärt, dass man Gott keine mit Gewalt verbundenen oder unreinen Nahrungsmittel weihen kann, und deshalb vermeiden die Geweihten Krishnas Fleisch, Fisch und Eier. (Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „Vegetarisch leben“).

2. SATYAM & 3. TAPAH

WAHRHAFTIGKEIT & SELBSTBEHERRSCHUNG

Rauschmittel und Glücksspiele machen den Menschen abhängig und süchtig und fördern unnötige Leidenschaften, die das innere Gleichgewicht zerstören. Sie rauben dem Menschen die Selbstbeherrschung (die Kraft, nein zu sagen) und die Wahrhaftigkeit (die Kraft, zur Wahrheit zu stehen).

4. SAUCAM

REINHEIT

Reinheit bezieht sich auf körperliche Sauberkeit und auch auf die Reinheit der Gedanken. Dazu gehört das Vermeiden von ausserehelichen Geschlechtsbeziehungen, denn durch ein unbeherrschtes Geschlechtsleben wird es praktisch unmöglich, sich mit reinen Gedanken auf Gott zu konzentrieren. Hinzu kommt, dass solche Geschlechtsbeziehungen viele soziale Probleme verursachen und psychisch zu Frustration und Eifersucht führen und das Bewusstsein der ewigen Seele an den vergänglichen Körper binden.

Es ist jedoch offensichtlich, dass nicht jeder in der Lage ist, diesen Richtlinien zu folgen. Sie beschreiben das anzustrebende Ziel, und wenn man das Ziel vor Augen hat, erkennt man auch, was im eigenen Leben die nächsten Schritte sind, um diesem Ideal näherzukommen.

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TEMPELGEMEINSCHAFT UND FREUNDESKREIS

Die ISKCON ist eine breitgefächerte Gemeinschaft mit verschiedensten Arten von Mitgliedern, Freunden und Gönnern. Es gibt die eingeweihten, vollzeitigen Mitglieder: Männer und Frauen, die in einer Tempel- oder Bauernhofgemeinschaft leben und die Funktion von Priestern und Priesterinnen bzw. Mönchen und Nonnen erfüllen. Daneben gibt es auch zahlreiche Freunde und Sympathisanten, die zu Hause den Idealen des Krishna-Bewusstseins zu einem gewissen Grad folgen oder einfach die Krishna-Geweihten wertschätzen und finanziell oder sonstwie unterstützen. In der Anfangsphase der ISKCON – in den sechziger und siebziger Jahren – gab es noch nicht so viele Krishna-Geweihte, und diese lebten praktisch nur in Tempelgemeinschaften.

Im Verlauf der Jahre hat sich jedoch ein grosser Kreis von Sympathisanten gebildet, die den Tempel regelmässig besuchen. Diese Entwicklung entspricht dem Vorbild der vedischen Gesellschaft, in der die Anzahl der Priester und Mönche ebenfalls nur einen kleinen Prozentsatz ausmacht.

Krishna-Bewusstsein ist also nicht nur auf das Leben in einer Tempelgemeinschaft beschränkt, sondern kann überall und von allen Menschen praktiziert werden: unabhängig von Geschlecht, Alter, Beruf oder Konfession.

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BEITRITT UND AUSTRITT

Jeder, ob Mann oder Frau, kann der Bewegung für Krishna-Bewusstsein beitreten. Wer im Tempel leben und in die vedische Schülernachfolge eingeweiht werden will, absolviert zuerst ein Noviziat von ein bis zwei Jahren. Erst nach dieser Zeit der reiflichen Überlegung und Ausbildung kommt es zur Einweihung mit den entsprechenden Gelübden (keine Rauschmittel, Glücksspiele, aussereheliche Geschlechtsbeziehungen und kein Essen von Fleisch, Fisch und Eiern).

Den Krishna-Geweihten steht es frei zu entscheiden, ob und wie lange sie im Zölibat leben wollen, denn in der vedischen Kultur ist es auch Priestern erlaubt zu heiraten.

Das Leben im Tempel ist, ähnlich wie in einer Schule, für viele eine Durchgangsstation. Einige heiraten nach einer gewissen Zeit und gründen eine Familie. Ebenso kann jedes Mitglied jederzeit die Gemeinschaft wieder verlassen.

Der Beitritt in die Hare-Krishna-Bewegung und das Wohnen in der Tempelgemeinschaft bringt keinerlei finanzielle Verpflichtungen mit sich. Es werden weder Beitrittsgebühren noch Mitgliederbeiträge erhoben, denn es gehört zur vedischen Tradition, dass für eine spirituelle Ausbildung, die jedem zugänglich sein sollte, kein Entgelt verlangt wird.

FINANZIERUNG

Da die Krishna-Geweihten in den Tempeln und auf den Bauernhöfen ein einfaches Leben führen, können sie ihre finanziellen Ansprüche gering halten. Sie decken ihre Ausgaben durch den Verkauf von biologischen Produkten, Kunstartikeln und Büchern über die vedische Philosophie sowie durch freiwillige Spenden aus dem Freundeskreis. Was nach den Ausgaben für den Lebensunterhalt übrigbleibt (wozu neben Nahrungsmitteln, persönlichen Anschaffungen und Unterhaltskosten auch Sozialabgaben wie Steuern, Kranken- und Altersversicherungen gehören), wird für öffentliche Festivals, für das Verteilen von kostenlosen Speisen und für den Druck neuer Bücher verwendet. Jedes ISKCON Zentrum ist finanziell und administrativ unabhängig.

Der häufige Vorwurf, dass gesammeltes Geld von irgendeinem „Guru“ für dubiose Zwecke verwendet werde, trifft bei ISKCON nachgewiesenermassen nicht zu.

DAS LEBEN IM TEMPEL

Die ISKCON-Tempelgemeinschaften sind Orte, wo man die Möglichkeit hat, sich auf das Praktizieren von Bhakti-Yoga und auf das Studium der vedischen Schriften zu konzentrieren. Sie sind nach dem Vorbild der indischen Klöster (Ashramas) organisiert. Dazu gehört in erster Linie ein geregelter Tagesablauf. Der frühe Morgen ist die beste Zeit für die Meditation. Traditionellerweise beginnt die erste Tempelzeremonie um 4.15 Uhr. Die Zeit danach ist der Mantra-Meditation gewidmet, das heisst dem individuellen Chanten des Hare-Krishna-Mantras auf einer Gebetskette mit 108 Holzperlen. Um 7.15 Uhr findet eine kurze Tempelzeremonie statt, mit einem anschliessenden Vortrag aus dem Shrimad-Bhagavatam. Diesen Vorträgen wie auch dem anschliessenden Frühstück wohnen oft auch Gäste bei, denn die Öffentlichkeit ist zu all diesen Tempelprogrammen eingeladen. Während des Tages gehen die Krishna-Geweihten gemäss ihren Neigungen verschiedenen individuellen Tätigkeiten nach.

VIELFALT IM KRISHNA-BEWUSSTSEIN

Krishna, die Höchste Persönlichkeit Gottes, zu erfreuen ist das gemeinsame Ziel der Bewegung für Krishna-Bewusstsein. Das führt zu Einheit in der Vielfalt und zu Vielfalt in der Einheit. Der Tempel selbst bietet schon ein grosses Feld der Betätigung. Viele sind für die Verehrung der Bildgestalten auf dem Altar tätig; in der Küche lernt man die Geheimnisse der vedischen Rezepte und Gewürze, und jeden Sonntag finden Tage der offenen Tür statt (mit Vorträgen, Dia-Shows, Meditationsmusik und vegetarischem Festessen). Wichtig ist auch das Anliegen, der Öffentlichkeit das vedische Wissen näherzubringen, zum Beispiel durch Seminare, kulturelle Veranstaltungen und das Verkaufen von Büchern.

Auch auf dem Gebiet der Musik wird die vedische Kultur gefördert und gepflegt. Es werden sowohl traditionelle indische Instrumente im bhajan- und raga-Stil wie auch moderne Instrumente verwendet. Talentierte Musiker verstehen es, Texte der indischen Philosophie mit zeitgenössischen Musikstilen zu verbinden. Diese Aspekte von Kunst und Kultur bereichern auch die Malerei, Architektur, Dichtkunst und das Theater.

Ein weiterer Tätigkeitsbereich der Krishna-Geweihten ist das selbstversorgende Leben auf dem Land – gemäss dem Vorbild der vedischen Landwirtschaft.

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BAUERNHOFGEMEINSCHAFTEN

Das Lebensmotto der Krishna-Geweihten lautet „Einfach leben – hoch denken“. Dies lässt sich am besten auf einem Bauernhof verwirklichen. Deswegen betreiben die Mitglieder der Bewegung für Krishna-Bewusstsein in vielen Ländern der Welt biologische Bauernhöfe. Heutzutage haben sich die Menschen an den Komfort der modernen Industriegesellschaft gewöhnt, ohne sich im klaren zu sein, dass der Preis, der für diese Annehmlichkeiten bezahlt werden muss, viel zu hoch ist (Raubbau an der Natur, Umweltverschmutzung, Zivilisationskrankheiten, geistige Verarmung, Kriminalität, Kriege usw.). Immer mehr Menschen erkennen heute das Ausmass dieser Bedrohungen. Ein natürlicherer Lebensstil, ein gewisser Verzicht auf Maschinen, ein geringerer Konsumanspruch und vor allem das Entwickeln des eigenen Gottesbewusstseins wären die ersten Schritte, die für die Überwindung dieser Probleme notwendig sind.

Bei diesen Punkten setzen die Krishna-Geweihten an. Auf ihren Bauernhöfen bemühen sie sich konkret um Ziele wie biologischen Landbau, Selbstversorgung auf der Grundlage der vegetarischen Ernährungsweise, Arbeit mit Ochsen sowie die Entwicklung von resistentem Saatgut und einem hofeigenen Düngerkreislauf.

Das zentrale Verständnis dabei ist, dass alles Gott gehört und dass der Mensch nicht das Recht hat, die Natur auszubeuten. Deshalb gibt es auf jedem Krishna-bewussten Bauernhof einen Tempelraum, wo die Früchte der Arbeit zuerst Krishna dargebracht werden. Auf diese Weise ist es möglich, ein naturverbundenes und erhabenes Leben im Einklang mit den Gesetzen Gottes zu führen.

KRISHNA-BEWUSSTSEIN IN INDIEN

Nach der Gründung der Bewegung für Krishna-Bewusstsein im Westen rief Shrila Prabhupada auch in Indien viele Projekte ins Leben. In Vrindavan, Krishnas Erscheinungsort, entstand ein eindrucksvoller Tempel in modern-vedischem Baustil, verbunden mit einer Schule für 200 Studenten. In Bombay entstand ein Marmortempel mit Kultur- und Kongresszentrum, und in Mayapur (Westbengalen) wird eine Stadt nach vedischem Vorbild aufgebaut. Daneben gibt es gegen hundert weitere ISKCON-Tempel und Tausende von Namahatta-Gemeinden (lokale Krishna-Vereinigungen).

In Indien hat ISKCON 10 000 Aktivmitglieder und 1 500 000 Gemeindemitglieder, die sich auf diese Weise für das Wiederaufleben ihres eigenen Erbes, der vedischen Kultur einsetzen.

Shrila Prabhupada gründete 1971 auch das Hilfswerk „Food for Life“, denn das Verteilen von Prasadam-Speisen ist ein wichtiger Aspekt der Krishna-Religion. In Indien, in den Dritt-Welt-Ländern und immer mehr auch in den Industrienationen ist das grossangelegte Verteilen von Gratis-prasadam eine der wichtigsten Tätigkeiten der ISKCON. Weltweit wurden bis heute über 900 Millionen Portionen verteilt.

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